LUGNASAD – DIE REIFEZEIT DES JAHRES
Die Natur ruht in ihrer satten, reifen Pracht, und wir sollten es ihr nachmachen, wenn Wärme und Intensität des Lichts ein wenig mehr Trägheit und Lethargie in uns hervorrufen. Nach der aktiven Wachstumsphase ist es Zeit, einfach nur zu sein, eine Pause einzulegen und die erreichte Reife zu genießen. Denn eine erneute Zeit der Arbeit kündigt sich mit der Ernte an, die Kraft und Einsatz braucht und die eigentliche Bedeutung von LUGNASAD, dem Schnitterfest, ist. Das Korn ist reif für den ersten Schnitt. Und schnell folgt der Altweibersommer mit seinen warmen Farben, die sich in den reifenden Pflaumen,Trauben, Äpfeln und Birnen widerspiegeln, der uns aber auch schon die ersten kühleren Nächte beschert.
Obwohl wir Menschen die Sommerpause genießen, die Seele baumeln lassen und entspannt die Resultate unserer Tätigkeit bis zu diesem Zeitpunkt im Jahreslauf reflektieren, regt sich dennoch der Drang zu neuer Aktivität.
Schließlich gilt es die Ernte einzufahren und zu verwerten, egal ob auf den Feldern und Wiesen oder hinsichtlich unserer inneren Entwicklung. Es ist die Zeit, in der wir gleichermaßen die Fülle der Natur und unseren inneren Reichtum freudvoll und dankbar entgegennehmen können. Wir machen Bestandsaufnahme und bereiten uns darauf vor, uns die äußere und innere Ernte zu Nutze zu machen.
DER URSPRUNG DES JAHRESFESTES LUGNASAD
Am 1. August findet nach alter keltischer Tradition das Jahresfest LUGNASAD statt, welches in unseren Breitengraden tendenziell weniger bekannt ist. Es hat Ähnlichkeit mit dem Erntedankfest, das wir heute erst nach dem Einbringen der Ernte feiern. Im Gegensatz dazu kennzeichnet LUGNASAD den Beginn der Ernte, den ersten Kornschnitt. Der Name des Festes geht auf den keltischen Gott Lugh zurück, der es seiner Mutter Tailtiu gewidmet hat, die, vergleichbar der griechischen Göttin Demeter, für die Fruchtbarkeit des Landes zuständig war und an diesem Tag verstarb. Ihr zu Ehren veranstaltete Lugh fröhliche Zusammenkünfte, wie Jahrmärkte, Pferderennen und andere sportliche Wettkämpfe für das Volk. Ein anderer Name für LUGNASAD ist Lammas, was soviel wie Laibmasse bedeutet und sich auf den Brotlaib bezieht, der aus dem ersten Korn gebacken wurde. Mit LUGNASAD und Lammas verabschiedeten sich die alten Völker vom Sommer in dem Bewusstsein, dass die Kräfte von jetzt an beginnen sich wieder nach innen zu wenden.WELCHE RITUALE KANN ICH ZU LUGNASAD PRAKTIZIEREN?
LUGNASAD symbolisiert in erster Linie das Prinzip der Ernte. Im Jahresrad liegt es dem Lichterfest Imbolc gegenüber. An LUGNASAD geht die Ernte auf, die wir zu Zeiten von Imbolc noch als Vision oder Vorstellung in uns getragen haben. Jetzt sind wir bereit, den ersten Schnitt zu tun und die Früchte unserer Saat wieder zu uns zurück zu holen.Tipp 1:
Wie zu jedem der Jahresradfeste zünde symbolisch zur Aktivierung der aktuellen Energie eine Kerze an. Zu LUGNASAD empfehlen sich erdfarbene Kerzen in beige, rostrot, olivgrün oder in einem dunklen orange. Während du in die Flamme schaust, lass sich ein Gefühl von Genährt- und Getragenensein in dir ausbreiten. Fühle wie die Erde dich stützt und schützt, und dir alles gibt, was du brauchst. Bemerke auch, dass die spätsommerliche Wärme dich nach wie vor umgibt und dich ein Gefühl von wohliger Geborgenheit durchströmt, während du innerlich beginnst, Abschied von der Sommerzeit zu nehmen.
Die Allgäuer Heilkräuterkerze LUGNASAD begleitet die Zeit des Altweibersommers mit den Kräften von Lavendel, Schafgarbe, Beifuß, Königskerze, Rose und Muskatellersalbei. Diese Jahresradkerze ist speziell für die Jahreszeit der gedämpften Lichtkraft kreiert worden und wirkt wie eine sanfte Räucherung. Lavendel besänftigt unsere Sinne und lässt Erlebtes in Ruhe und Frieden nachwirken, während Schafgarbe für den Ausgleich von Energiereserven sorgt und Wendepunkte des Lebens begleitet. Beifuß gilt nach alter Tradition als Mutter der Heilkräuter mit der größten Schutz- und Wirkkraft, damit wir uns stark, umsorgt und genährt fühlen. Königskerze wirkt stimmungsaufhellend und Rose schenkt uns ein Gefühl von wohliger Geborgenheit.
Diese vereinten Kräfte der Heilkräuterkerze LUGNASAD helfen, folgenden Themen zu begegnen:
- Was kann ich ernten?
- Welche Ernte schenkt meinem weiteren Leben Kraft und Nahrung?
- Gibt es ein Thema das einen "ersten Schnitt" erfordert, um gut in den nächsten Abschnitt zu kommen?
Backe ein Brot, möglichst aus frisch geschrotetem Korn. Bringe deine ganze Dankbarkeit für das Wachstum des Korns vom Samen bis zur Reife in die Zubereitung des Teiges hinein. Ummantel den ungebackenen Brotlaib mit Mehl oder passenden Körnern und verziere ihn mit einem dekorativen Schnittmuster, sodass sich beim Backen eine prachtvolle Kruste bilden kann.
Lade Freunde ein, um die Brotzeit mit dir zu teilen und veranstalte ein ganz eigenes kleines Erntedankfest, bei dem ihr es gemeinsam esst. Vielleicht teilt ihr im gemütlichen Beisammensein, wofür ihr dankbar seid und reflektiert gemeinsame Erlebnisse.
TIPP 3:
Besorge dir Getreidehalme und flechte daraus Kränze oder binde kleine Garben, die du mit bunten Bändern oder Trockenblumen zierst und dekoriere damit dein Zuhause für deine Brotzeremonie. Zum Abschluss deines ganz persönlichen Schnitterfestes verbrenne die Strohdekoration in einer Feuerschale im Freien und verabschiede dich innerlich vom Sommer.
TIPP 4:
Nimm dir Zeit für deinen Körper und bereite ihn auf den beginnenden Herbst vor. Die Sonne hat vielleicht deine Haut mehr als sonst beansprucht. Greife gerne intuitiv auf deine Lieblingshilfsmittel für kleine Wohlfühlrituale zurück – zum Beispiel mit einer reichhaltigen Bodylotion, nährenden Körperölen für die sonnengeküsste Haut, einer Fußpflege, einer Selbstmassage oder einem selbstgemachten Körperpeeling mit Basensalz. Vielleicht erschaffst du dir dazu noch eine kleine Duftoase in deinen Räumen, ob mit einem klärenden Raumspray, Räucherbündel oder Räucherstäbchen, bleibt ganz dir überlassen. Denke hier besonders an herbale oder etwas schwerere Düfte, die die beginnende Herbststimmung repräsentieren. Lavendel, Sandelholz, Vanille und Blauer Salbei verhelfen deinem Geist zu ruhiger Gelassenheit.
HINTERGRUND UND ENTWICKLUNG DES JAHRESFESTS
Das traditionelle Jahresfest LUGNASAD hat in der neueren Zeit eine Verschiebung zum christlichen Erntedankfest erfahren, welches auf den ersten Sonntag im Oktober festgelegt wurde und mehr die vollendete Ernte feiert als ihren Beginn. Die alte Tradition der Gestaltung von Strohpuppen, die nach vollendeter Ernte auf Anhöhen verbrannt wurden, und als Abschiedsgruß an die Sonne gedacht waren, finden wir heute im international bekannten "Burning Man"-Festival in den USA wieder, bei dem eine übergroße Strohpuppe verbrannt wird. In unseren Breitengraden erfreuen uns zu menschlichen Gestalten aufgetürmte Strohballen mit Gesichtern und unterschiedlichen Kopfbedeckungen.An den Tod und die Verehrung der Muttergöttin Tailtiu erinnert das christliche Fest Maria Himmelfahrt, das am 15. August hauptsächlich in katholischen Gemeinden begangen wird. Es steht für die Aufnahme der Jungfrau Maria in den Himmel und geht traditionell mit einer Kräuterweihe einher, weil der Überlieferung nach Blüten und Kräuter im Grab der Maria gefunden wurden. Sie sollen aus 7 verschiedenen Kräutern gebunden werden, zu denen Johanniskraut, Wermut, Schafgarbe, Königskerze, Kamille, Thymian, Baldrian, Eisenkraut, Klee und Getreide gehören.
In unserer technisierten, modernen und vor allem schnelllebigen Zeit sind die Jahresradfeste eine wertvolle Erinnerung an die ursprünglichen, lebensspendenden Kräfte und eine gute Gelegenheit, einen Moment innezuhalten. Sie bieten uns Eckpunkte in Zeit und Raum und geben uns Orientierungshilfe, welche irdischen und himmlischen Kräfte uns umgeben, damit wir zum richtigen Zeitpunkt das Richtige tun.
Für LUGNASAD bedeutet dies:
Sei dir bewusst, dass die Zeit anbricht, in der du behutsam und langsam beginnen solltest, deine Kräfte von Außen nach Innen zu wenden und deine Achtsamkeit darauf lenken solltest, welche Ernte dich nährt.